Geistlicher Impuls
„Freuet euch in dem Herrn, allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!"
(Philipper 4,4)
Liebe Glieder der Christuskirchengemeinde Wiesbaden,
worauf freuen Sie sich im Herbst eigentlich besonders? Auf Spaziergänge im Wald mit bunten Herbstblättern? Auf ein gutes Buch für wenn das Wetter nicht mehr so warm ist? Oder auf einen leckeren Kaffee, der an einem Herbsttag nochmal ganz anders schmeckt als im Sommer? Das Bild kann uns bereits ein wenig auf den Herbst einstimmen. Zugleich erinnert es uns daran, dass der Herbst einiges mit sich bringt, auf das wir uns besonders freuen können.
Leider haben Christen nicht immer den besten Ruf, wenn es um das sich freuen geht. Bestimmt kennen Sie die Szene aus dem Buch, „Der Name der Rose“, das in Kloster Eberbach mit Sean Connery verfilmt wurde, in dem die Mönche darüber diskutieren, ob Jesus wohl jemals gelacht habe. Ja, das ist schon ein verrückter Gedanke, allen Ernstes zu behaupten, Jesus habe niemals gelacht. Natürlich hat er das. Er war ein Mensch wie wir, zwar ohne Sünde, aber mit allen Emotionen, die wir auch von uns kennen. Und Freude und speziell Lachen als Ausdrucksform von Freude, gehören ganz selbstverständlich zum Menschsein dazu. Freude und Lachen waren Jesus daher auf keinen Fall fremd gewesen.
Trotzdem lässt sich beobachten, dass Christen ganz oft den Ruf haben, auffallend verdrossen und nüchtern und freudlos zu sein; dass für sie im Leben alles immer besonders ernst ist; dass für sie alle möglichen Zwänge gelten. Und natürlich: Es geht im Christentum um ganz ernste Dinge. In der Kirche geht es letztlich um Leben und Tod – um ewiges Leben oder ewigen Tod. Das ist eine ernste Sache. Was die Heilige Schrift über die sagt, die – ohne Christus – im Zorn und Gericht Gottes bleiben, das ist nicht zum Lachen. Auch der Blick auf das, was Gott es sich hat kosten lassen, um uns zu erlösen: Der Weg von Jesus über Leiden ans Kreuz und in den Tod, das ist bitterer Ernst.
Zugleich, weil dem Tod Jesu seine Auferstehung am dritten Tag und seine Erhöhung zum Vater folgt, haben wir es in der Kirche mit einer unglaublich fröhlichen und Freude-machenden Botschaft zu tun! Es ist nicht beim Tod und Grab Jesu geblieben, sondern er ist als Erstling zum ewigen Leben auferweckt worden. Das ist die beste Botschaft, die es überhaupt für Menschen geben kann.
Genau diese Botschaft hören wir Mal um Mal in der Kirche: Dass auch wir Dank Jesus Christus ein ewiges Leben haben; dass wir Anteil haben an seinem Leben; dass Gott uns unsere Schuld nicht anrechnet, sondern um Christi Willen Gnade vor Recht walten lässt. Ja, wie wunderbar, wie befreiend, wie froh-machend! Wir haben Dank Jesus Christus ganz viel Grund zur Freude, und folglich zum Lachen, trotz allem. Und das dürfen wir gerne auch leben!
Ich möchte keine Leiden bagatellisieren, auch mich nicht über irgendetwas lustig machen, oder den Ernst vieler Dinge herunterspielen. Ich mache aber Mut dazu – gerade in Zeiten, in denen uns gefühlt oft wenig Grund zur Freude gegeben ist – hier und da in unserem Alltag der Freude, die wir als Kinder Gottes Dank Jesus Christus haben, Raum zu geben! Christen haben viel Grund dazu, sich zu freuen und auch zu lachen.
Ja, bei allem Ernst, bei allen schwierigen Aufgaben, lasst uns die Freude über Gottes Handeln über uns in Christus niemals vergessen, sie uns vielmehr immer wieder neu vor Augen führen und ihr Raum geben. Um dadurch Kraft aber auch Gelassenheit für unser Leben zu schöpfen. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen freude-vollen Herbst.
Freuet euch in dem Herrn, allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! (Philipper 4,4)
Ihr und euer
Pastor Michael Ahlers