Evangelisch-Lutherische Christuskirchengemeinde
 Wiesbaden


Geistlicher Impuls

 


Wir warten dein, o Gottes Sohn, und lieben dein Erscheinen.
Wir wissen dich auf deinem Thron und nennen uns die Deinen.
Wer an dich glaubt, erhebt sein Haupt und siehet dir entgegen;
du kommst uns ja zum Segen.
 
ELKG² 504, 1


Liebe Glieder und Freunde der Christuskirchengemeinde Wiesbaden,


nicht mehr lange, dann ist es soweit: Freuen Sie sich schon auf Weihnachten?

Voller Erwartung mit leuchtenden Augen blickt hier fröhlich ein Kind in die Kamera. Ganz offensichtlich freut sich dieses Kind auf etwas, das schön wird (vielleicht eine Schneeballschlacht, eine Schlittenfahrt oder einfach nur ein Ausflug mit der Familie in eine Winterlandschaft). Kinder sind Meister der Vorfreude, selten können sie diese verbergen.




Vielleicht antworten Sie: „Eigentlich freue ich mich schon auf Weihnachten, aber…“. Vielleicht ist bei Ihnen die Vorfreude begrenzt, weil bis dahin noch so vieles zu erledigen und der Terminkalender ohnehin schon voll ist. Möglicherweise hält sich bei Ihnen die Vorfreude auch deshalb in Grenzen, weil das Weihnachtsfest in diesem Jahr voraussichtlich so sehr anders sein wird als sonst, weil ein geliebter Mensch nicht mehr da ist, Kinder aus dem Haus gezogen sind, oder die gute Freundin inzwischen pflegebedürftig ans Bett gebunden ist. Vielleicht ist die Vorfreude auch aufgrund der Entwicklungen in der Welt und der Kirche getrübt. Ja, all das Reden von Krieg, von Hass, von Verrohung der Gesellschaft, von Spaltung, von erkaltender Liebe, usw. kann einem schon mal die Freude rauben.

Blicken wir auf unsere Welt und auf unser Leben – auf das, was uns Angst macht, belastet oder traurig sein lässt – dann kann es schon sein, dass wir manchmal entmutigt den Kopf hängen lassen wollen. Und das ist auch ganz und gar verständlich, denn tatsächlich gibt es in unserer in Sünde gefallenen Welt und in unser aller Leben viel Leid und Elend, Streit und Unvollkommenheit.

Wenn uns der Kopf hängen will, lohnt sich ein Perspektivwechsel! Und dafür kann uns gerade die Advents- und Weihnachtszeit eine große Hilfe sein. Gut, wenn wir uns erinnern, warum wir Advent feiern, um wen es da geht. Weihnachten bedeutet, Gott selbst kommt in unsere Welt. Gott hat sich in Jesus Christus ganz klein gemacht, um in unser Leben zu kommen. Er kommt, um zu helfen! Er bringt die Erlösung, er macht frei von Schuld, er schenkt ein Leben über diese Zeit und Welt hinaus. Er kommt damals ins kleine Bethlehem. Er kommt heute in seiner Taufe, seinem Wort und Abendmahl. Er kommt wieder in Herrlichkeit am Ende der Zeit, um die endgültige Erlösung von allem Bösen, von allen Konflikten und Krisen und Katastrophen dieser Welt zu bringen.

Weihnachten, das bedeutet: Die Welt, wie wir sie kennen, ist nicht alles. Es kommt die Wirklichkeit Gottes und bricht in unsere vergehende Wirklichkeit ein; es kommt eine ganz neue, wunderbare Wirklichkeit!

Als es einmal im Gespräch mit seinen Jüngern um die Endzeit geht, ermutigt Jesus sie: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht!“ (Lukas 21,28). Christen können mit erhobenem Haupt leben, denn sie leben in der Erwartung, dass Gott sein Heil in Jesus Christus hat kommen lassen. Dieses Heil schließt die endgültige und alles umfassende Erlösung ein.

Wenn Sie sich auch (noch) nicht auf Weihnachten freuen können, freuen Sie sich über Weihnachten! Ja, freuen Sie sich über Weihnachten. Freuen Sie sich über die Menschwerdung Gottes in unserer gottfernen und notleidenden Welt, über sein Kommen zu uns in seinen Gnadenmitteln und seiner Verheißung der endgültigen Erlösung am Ende der Zeit.

Dass bei Ihnen in diesem Sinne Freude aufkommt, das wünsche ich Ihnen an jedem Tag und ganz besonders in dieser Zeit der Ankunft, im Advent.


Ihr und euer          

Pastor Michael Ahlers